EIN ALTES VULKANGEBIET
Eine lange Geschichte
Im Vogelsberg gab es tatsächlich aktive Vulkane!
Woher kommen die roten Böden?
Abtragung verändert die Landschaft...
Was ist Löss?
Das Vulkangebiet heute
Der Vogelsberg - das größte Vulkangebiet in Mitteleuropa
Das Vulkangebiet Vogelsberg stellt sich heute als lieblich-verträumte und zur Erholung einladende Landschaft dar, die mit einer Fläche von rund 2500 Quadratkilometern das größte geschlossene Vulkangebiet Mitteleuropas darstellt. Doch nicht immer war es hier so ruhig – schließlich hat der Vogelsberg eine feurige Vergangenheit.
Die Förderung der vulkanischen Gesteine begann im Vogelsberg vor etwa 19 Mio. Jahren und endete vor ungefähr 15 Mio. Jahren. Durch eine Vielzahl an Spaltenergüssen und einzelnen Eruptionen war in mehreren, zeitlich versetzten Schüben der Vogelsberg entstanden. Zwar wirkt der Vogelsberg heute wie ein großer Zentralvulkan, doch das ist er nicht. Tatsächlich stellt er sich als Region dar, die von vielen unterschiedlichen Ausbruchsstellen geprägt ist. Und die Region ist größer als man denkt: die markanten Basalthöhen der Amöneburg, des Friedberger Burgberges oder der Burgberge von Vetzberg und Gleiberg bei Gießen gehören ebenso zum Vulkan Vogelsberg wie die Basaltkegel von Stornfels, Herbstein, Ulrichstein oder dem Rehberg bei Schotten-Sichenhausen.
Die Karte links zeigt die Verbreitung des Vogelsberg-Basalts und damit, wie groß der Vogelsberg eigentlich ist. Einzelne Lavaströme reichen sogar bis Frankfurt.
Sie können sich hier die detaillierte Karte (3 MB) anzeigen lassen.
Grundlage der Karte ist eine Darstellung zur Basaltverbreitung von K.H. Ehrenberg & H. Hickethier von 1985, die an einigen Stellen ergänzt wurde. Auf anderen geologischen Karten wird der Basalt dort, wo er überdeckt ist, nicht dargestellt. In dieser Karte ergibt sich nun ein vollständigeres Bild - wobei sicher noch einige Vorkommen fehlen. Außerdem muss der Vogelsberg früher noch deutlich größer gewesen sein, da in den vergangenen Millionen Jahren nicht nur in der Höhe, sondern auch randlich einiges abgetragen wurde.
Im Vogelsberg ließen sich anhand der Gesteine und der vulkanischen Strukturen vor allem Schlackenkegel und Maare nachweisen. Sie sind wesentlich kleiner als die bekannteren Schicht- und Schildvulkane.
Für Schlackenkegel ist es charakteristisch, dass sie vulkanische Bomben auswerfen. Angetrieben werden diese Ausbrüche durch die Gase in der aufsteigenden Gesteinsschmelze (Magma). Die Gase entmischen sich beim Aufstieg im Schlot - ähnlich wie beim Öffnen einer Flasche mit einem kohlensäurehaltigen Getränk schnell Gas frei wird.
Maare entstehen dagegen durch den Kontakt von aufsteigendem Magma mit Grundwasser. Die Explosivität ist viel größer, weil sich das Wasser schlagartig um mehr als das tausendfache ausdehnt. Hier wird ein Krater in den Untergrund gesprengt.
Die Ausbruchsweisen können wechseln, so dass sich bei einem Vulkan oft verschiedene "Lebensphasen" feststellen lassen und er seine Form auch verändern kann.
Der Vogelsberg baut sich überwiegend aus Basalten auf, doch auch Trachyt ist zu finden. Beides sind Gesteine, die durch den Aufstieg von flüssiger Gesteinsschmelze (Magma) entstanden. Dieses Magma kann dicht unter der Oberfläche erkalten oder als Lava hervortreten und dann über der Erde erkalten. Neben Basalt und Trachyt finden sich auch Auswurfprodukte der Vulkane. Diese kommen in Form von feinkörniger Asche, Lapilli (ital. „Steinchen“) oder blasigen Bomben (größere Lavafetzen) vor. In verfestigter Form nennt man Aschen „Tuff“ und Material mit einem höheren Anteil an Bomben „Schlackenagglomerat“.
Die DVG-Flyer zu Basalt und Tuff erläutern die wesentlichen Unterschiede in der Entstehung der Vulkangesteine des Vogelsbergs.
Die DVG hat außerdem Flyer zu zwei bedeutenden Geotopen herausgegeben, in denen ebenfalls die Entstehung von Basalt und Tuff Thema ist und auch bei den Führungen, die in den jährlich erscheinenden Geo-Terminen aufgelistet sind, geht es oft um den Vogelsberg-Basalt, manchmal auch um den Tuff.
Die vulkanischen Gesteine des Vogelsberg erreichten in der langen Phase, in der der Vulkanismus aktiv war, eine beachtliche Stärke. Im Jahr 1996 brachte zum Beispiel eine Forschungsbohrung in der Nähe von Ulrichstein, die fast 700 Meter in den Untergrund reichte, eine Abfolge von verschiedenen vulkanischen Produkten zutage. Es waren mächtige Trachyte und eine Vielzahl vulkanischer Auswurfprodukte wie Lapilli, Bomben und Aschentuffe vorhanden. Diese Bohrung erreichte nicht die vulkanische Gesteinsbasis und bewies damit, dass die vulkanische Abfolge unter dem Oberwald mächtiger als die Bohrtiefe ist. Insgesamt gesehen ist der Vogelsberg durch eine bunt gemischte, scheinbar „ungeordnete“ Gesteinsabfolge geprägt, die von Ort zu Ort sehr unterschiedlich ist.
Bohrungen sind neben Steinbrüchen wichtige Möglichkeiten Informationen zum Aufbau des Vogelsbergs zu bekommen.
Verwitterung und rote Böden
In der langen Zeit seit Ende des Vogelsberg-Vulkanismus wurde der Vogelsberg an seiner Oberfläche stark verändert. Während der Vulkantätigkeit herrschte deutlich wärmeres Klima, in dem u.a. Palmen und Lorbeerbäume wuchsen. Die vulkanischen Produkte, auch die Basalte, waren damals einer tiefgründigen Verwitterung ausgesetzt. Ihre mineralischen Bestandteile wurden dabei chemisch umgewandelt. Es bildeten sich mächtige Verwitterungsdecken aus tonigem Gesteinszersatz. An der Oberfläche entwickelten sich rote Böden. Das Eisen wurde aus den Gesteinen herausgelöst und konzentrierte sich in Form von Krusten aus "Basalt-Eisenerz". In Bauxitknollen wurde auch Aluminium angereichert. Daneben entstanden an manchen Stellen auch Braunkohlelager im Vogelsberg.
Abtragung - Der Zahn der Zeit
Die chemische Verwitterung ließ zum Ende des Vulkanismus nach. Das Klima wurde zunehmend kühler. Vor über 2 Millionen Jahren begann das Zeitalter des Quartärs mit langen Kaltzeiten ("Eiszeit"). Abfließendes Wasser und kaum von Vegetation bedeckter Boden begünstigten die Abtragung und sorgten nun dafür, dass das radialstrahlige Talnetz entstand und die Verwitterungsprodukte weitgehend abgetragen wurden, wobei sich Flussterrassen bildeten. Auch die für den Vogelsberg typischen Blockhalden entstanden in dieser Zeit.
Löss - der Segen der Eiszeit
Es wurde aber nicht nur abgetragen, sondern es kam auch etwas hinzu. In den waldfreien Kältesteppe herrschten oft starke Winde. Diese konnten Gesteinsstaub ausblasen und an anderer Stelle ablagern. Dadurch bildete sich oft viele Meter dicke gelbbraune Lössdecken. Der ursprünglich kalkhaltige Löss entkalkte und bildete fruchtbare Böden aus Lösslehm.
An den Hängen kamen die Böden oft aber auch ins Rutschen. Hier vermischten sich der Löss oder Lösslehm mit dem älteren Material, also dem Gesteinszersatz und den alten roten Böden. Die meisten Böden im Vogelsberg bestehen aus einem solchen Gemisch. So kommen auch bei Böden, die viel Löss enthalten immer wieder Basaltsteine an die Oberfläche.
Die Landschaft heute
Die von der Eiszeit geprägten Landschaftsformen haben sich bis heute kaum verändert. Aber ausgedehnte Wälder beherrschen heute die Höhenlagen des Vogelsberges, während die tieferen Regionen von Heckenlandschaften und landwirtschaftlicher Nutzung geprägt werden. Besonders der Wasserreichtum macht den Vogelsberg heute interessant, denn die in Richtung Rhein und Weser abfließenden Bäche werden von reichen Niederschlägen und mehreren Grundwasserstockwerken gespeist. Das qualitativ sehr hochwertige Wasser versorgt nicht nur die Bevölkerung der Region, sondern wird auch in den Großraum Frankfurt geliefert. Dies sorgte schon früher und heute, bei sich wandelndem Klima, erneut für Diskussionen über die Menge, die schadlos zu gewinnen ist.
Basalt als Rohstoff
Doch nicht nur das Wasser ist ein begehrter Stoff aus dem Vogelsberg, sondern auch der Basalt, der in großen Steinbrüchen abgebaut wird. Früher für den Bau von Gebäuden und die Herstellung von Pflastersteinen in Gebrauch, wird heute vor allem Schotter für den Straßenbau produziert. Dagegen wurde der Abbau von Eisenerz schon vor einigen Jahrzehnten eingestellt, zu gering war die Ausbeute und zu hoch der Aufwand zur Gewinnung des Rohstoffes.
Das Vulkangebiet als Ziel
In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für die vulkanische Vergangenheit deutlich gestiegen, denn das Vulkangebiet wird als „Vulkan Vogelsberg“ touristisch vermarktet. Interessierte Gäste und Einheimische sollen aber auch mehr von der vulkanischen Vergangenheit erkennen können. Dies ist an natürlichen Felsen und künstlichen Aufschlüssen wie Steinbrüchen möglich – soweit sie erschlossen sind und man dazu Erläuterungen findet. So wird der Vogelsberg als Vulkangebiet besser „begreifbar“, auch wenn auf den ersten Blick nicht mehr viel darauf hindeutet, dass hier einst über 1000° C heiße Lavaströme geflossen sind und heftige vulkanische Explosionen Aschen im weiten Umfeld verteilt haben.
Wer sich mehr für den Vulkanismus oder die Erdgeschichte der Region interessiert findet Veranstaltungen der DVG rechts oben auf der Homepage - und einige Infos unter Vulkanerlebnis. Auch ein Besuch im Vulkaneum Schotten lohnt sich - oder im Infozentrum auf dem Hoherodskopf.