2021
Gruß zum Jahreswechsel 2021/22
Die DVG Sektion Vogelsberg grüßt zum Jahreswechsel ihre Mitglieder, Freundinnen und Freunde mit einer Art "geologischer Grußkarte".
Wir wünschen ruhige Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr - vor allem Gesundheit!
Das komplette Dokument der Grußkarte steht hier bereit: Nur ein Stein - komplett mit Quellen
Hier ist noch ein wenig mehr dazu zu finden:
Anmerkungen
Unser Vulkan-Modell mit drei Vulkanen darf auf die MS Wissenschaft!
Für das Foyer des Vulkaneums wurde 2019 ein Vulkanmodell komplett neu entwickelt, das die typischen Ausbruchsformen basaltischer Vulkane zeigt.
Ein Duplikat dieses Modells wurde für 2022 als Exponat für das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft ausgewählt. Dazu soll es um interaktive Elemente ergänzt werden. Anhand der drei Vulkane kann dann nachvollzogen werden, dass eine wissenschaftliche Methode das Vergleichen von Strukturen ist.
Das Vulkan-Modell geht mit der MS Wissenschaft auf Reisen in 30 Städte.
Mehr zur Planung für 2022 auf der MS Wissenschaft: Ausstellung 2022
Das Rohmodell, das die Vorlage des Vulkanmodells war, stammt von der Sektion Vogelsberg der DVG. Hier wurden incl. organisatorischer Arbeit über 200 Stunden ehrenamtlich geleistet. Bei der Umsetzung konnten auch Wünsche der Mitarbeiterinnen des Vulkaneums berücksichtigt werden. Sie hatten angeregt ein Vulkanmodell zu entwickeln. Die Umsetzung des Rohmodells in ein stabiles und beleuchtetes Modell aus Epoxidharz erfolgte durch den Modellbauer Detlev Koch aus Niederspier.
Eine Beschreibung der Entstehung der drei Vulkane und beschriftete Skizzen zu ihrem Aufbau sind im Prospektständer der DVG zu finden.
Sie stehen auch hier zum Download bereit:
Beschriftete Skizzen der Vulkane
Sponsoren des Modells waren neben der DVG Sektion auch die Vogelsberg-Stiftung, die Wetterauische Gesellschaft (Hanau) und der Förderverein des Vulkaneums.
Vortrag und Neuwahlen bei Vulkanfreunden der Sektion Vogelsberg
Nachdem die Jahreshauptversammlung im Jahr 2020 ausgefallen war, trafen sich die Mitglieder der Sektion Vogelsberg der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft e.V. (DVG) nun in Nidda zur JHV 2020/2021 mit einem Vortrag und den anstehenden Neuwahlen. Der Vortrag hatte den Titel „Vulkangefahren – Übertrieben oder unterschätzt?“ und wurde vom DVG-Mitglied Gerhard Schul aus Büdingen gehalten. Im Leitungsteam der Sektion bleibt nach den Wahlen vieles, aber nicht alles, beim Alten. Verschiedene Aktivitäten sollen jetzt wieder aufgenommen werden.
Der Vortrag behandelte die Gefahrenpotentiale, die von Vulkanen ausgehen und verdeutlichte wie viele Menschen weltweit an ihren Wohnorten gefährdet sind. Laut Gerhard Schul bieten die Bewertungen von Versicherungen eine gute Hilfe bei der Einschätzung der örtlichen Gefährdungslage, da diese den Schaden gegebenenfalls zu ersetzen hätten und deshalb zu einer möglichst realistischen Einschätzung kommen müssen. In Deutschland gehen sie von einem minimalen Risiko aus – selbst in der Eifel, die als noch aktives Vulkangebiet gilt.
Die Neuwahlen verliefen zügig. Alle Mitglieder des Leitungsteams hatten sich bereit erklärt, weiterhin im Leitungsteam mitzuwirken. Als Sektionsleiterin wurde Kerstin Bär in ihrem Amt bestätigt. Klaus Tamme stand nicht mehr für das Amt des Stellvertreters zur Verfügung. Statt ihm wurden Andreas Rüb und Klaus Emrich zu Stellvertretern gewählt. Angela Metzner wird weiterhin das Amt der Schriftführerin ausüben. Zu Beisitzern wurden Rudolf Schlintz und Klaus Tamme gewählt.
Kompletter Bericht zum Download:
Pressebericht zur Mitgliederversammlung 2021
Tag des Geotops 2021 in Hungen-Langd
Der Tag des Geotops hatte wieder ein Programm mit einer Reihe kürzerer Führungen und Exkursionen. Wie im Vorjahr gab rund 130 Anmeldungen. Die Veranstalter bekamen viele positive Rückmeldungen zu dem diesjährigen Angebot. Zum Abschluss des Tages wurde noch das "Geotop des Jahres" ausgezeichnet.
Eine kurze Zusammenfassung zum Tag des Geotops finden sie hier:
Bericht zum Tag des Geotops und Geotop des Jahres 2021
Die folgenden Bilder bieten Impressionen von den Touren
- Flora/Fauna und die besondere Landschaft des „Köppels“ von Langd
- Der Steinbruch Langd und die vulkanische Geschichte des Ortes
- Geführte Wanderung auf der Route „Mensch und Natur“
- Steine im Dorf – Was die alten Langder verbaut haben…
Tag des Geoptops am 19. September 2021
Der Tag des Geotops wird bundesweit jährlich am dritten Sonntag im September durchgeführt.
Im Jahr 2021 wurde der Tag des Geotops im Vogelsberg gemeinsam mit dem NABU Langd und der Stadt Hungen in Hungen-Langd ausgerichtet. Dabei war ein Schwerpunkt, wie ehemalige Abbaustellen zu Geotopen und Biotopen werden können. Solche Abbaustellen gibt es in verschiedener Form am "Köppel" von Langd. Sie zeigen nicht nur die Geschichte des Vulkangebiets vor ca. 15 Millionen Jahren, sondern auch dass sich in unserer Zeit eine besondere Flora und Fauna entwickeln konnte.
Das Programm umfasste außerdem die Frage der Verwendung der regionalen Gesteine und bei einer Wanderung wurden kultur- und naturgeschichtliche Themen rund um den Ort und den Köppel angesprochen.
Video: Übersicht zum Tag des Geotops 2021
In diesem Jahr lag der Schwerpunkt wieder auf Exkursionen bzw. Führungen von etwa 1,5 bis 2 Stunden.
Vier Themen wurden angeboten:
- Flora/Fauna und die besondere Landschaft des „Köppels“ von Langd
- Der Steinbruch Langd und die vulkanische Geschichte des Ortes
- Geführte Wanderung auf der Route „Mensch und Natur“ (Teilstrecke der 5 km)
- Steine im Dorf – Was die alten Langder verbaut haben…
Es gab sowohl vormittags als auch nachmittags Touren - und dabei für jedes Thema je ein Termin zu beiden Zeitpunkten, so dass acht Gruppen gebildet werden konnten.
Hier finden Sie die Übersicht und weitere Infos zu allen Terminen:
Tag des Geotops 2021 - Programm und Anmeldung
Neu: "Makrostation" im Vulkaneum
Im Vulkaneum wurde mit Unterstützung der DVG Sektion Vogelsberg eine neue "Makrostation" eingerichtet. Diese ist im Bereich "Zahn der Zeit" zu finden, wo es um die Verwitterung von Gesteinen und damit zusammenhängende Themen geht.
Die Makrostation ersetzt die drei kleine Auflicht-Mikroskope, mit denen man sich verschiedene Gesteinsproben vergrößert ansehen konnte, was aber kein Betrachten in größerer Gruppe ermöglichte. Außerdem kam es häufiger zu Defekten an den Geräten.
Die neue Station umfasst sechs verschiedene Gesteinsproben, wobei immer zwei zusammengehören.
Es sind drei Gesteine die jeweils in unverwitterter und verwitterter Form gezeigt werden:
- Basalt
- Erdmantelgestein (im Basalt)
- Sandstein
Eine Präsentation der neuen Station fand Ende Juni 2021 mit den Beteiligten statt.
Von links:
Andreas Träger von der Firma Träger & Träger aus Kassel, der die Station mit Drehvitrine und Bildschirm geliefert hat, Kerstin Bär von der DVG Sektion Vogelsberg, die für die Gesteinsproben, Fotos und Texte verantwortlich war, Eric Pohlmann vertritt den Förderverein Vulkaneum, der einen großen Teil der Kosten übernommen hat, Bürgermeisterin Susanne Schaab und Ralph Koster, der Geschäftsführer der Tourismus und Stadtmarketing Schotten GmbH.
Nicht im Bild: Geologin Anja Lehmann, Mitarbeiterin im Vulkaneum, die bei der Konzeption der Station und der Erstellung Texte mitgewirkt hat.
(Bild: Stefan Weil, Schotten)
Durch kräftiges Drehen der Vitrine kann zwischen den Gesteinsproben gewechselt werden.
Die Gesteine werden jeweils in einer Übersicht und in zwei Vergrößerungen gezeigt.
Alle Texte sind einfach und kurz gefasst (in Deutsch und Englisch) und erläutern genau das, was man erkennen kann.
Nach ersten Rückmeldungen ist die neue Station gut verständlich und interessant.
Die erstaunlichste "Vewandlung" ist beim Basalt zu finden.
Aus dem dunklen harten Gestein kann bei Verwitterung unter warm-feuchtem Klima, wie es zur Zeit des Vogelsberg-Vulkanismus herrschte, ein mürber Gesteins-Zersatz (Saprolith) werden, der oft hellgrau gefärbt ist - teilweise durch Eisenverbindungen aber auch gelb, orange oder rot.
Die folgenden Bilder zeigen Basalt und Saprolith vergrößert im Vergleich.
Die Bildbreite ist etwa 1,5 cm.
Basalt mit gut erkennbaren Olivin-Mineralen.
Im Olivin und den dunklen Mineralen (Pyroxenen) ist Eisen enthalten, das bei Verwitterung frei wird.
Basalt-Zersatz besteht aus weißen Tonmineralen und gelb, orange und rot gefärbten Eisenverbindungen, die neu gebildet wurden. Auch weniger stark verwitterte Basalte zeigen vergrößert betrachtet solche bunten Farben - von Weitem wirken sie braun.
Verwitterung macht den Basalt also bunt!
Im Vulkaneum sehen Sie auch die Veränderung von Erdmantelgestein und Sandstein...
Entstehung von dünnflüssigen Lavaströmen - live...
In Island kann man aktuell beobachten, wie dünnflüssige Lavaströme entstehen. Nicht weit von der Hauptstadt Reykjavík entfernt, ist am Abend des 19. März in dem abgelegenen Gebiet Fagradalsfjall (Schönes-Tal-Berg) eine Spalte aufgebrochen. Die Ausbruchsstelle liegt in einem kleinen Talkessel, der sich inzwischen mit Lava füllt.
Zunächst hat sich eine Reihe von Schlackenkegeln mit Lava-Fontänen gebildet. Man sah, dass aus ihnen dünnflüssige Lava strömte - wie wir sie im Vogelsberg auch haben, zum Beispiel am Glauberg (siehe unten).
Bei den Schlackenkegel, die zu solchen dünnflüssigen Lavaströmen gehören, findet man üblicherweise Schlackefetzen, die nach dem Auftreffen noch glutflüssig miteinander verschmolzen ("verschweißt") sind. Dadurch sind sie steiler, als die anderen Schlackenkegel, die aus lockerer Schlacke aufgebaut sind. In Island heißen sie Eldborg (Feuerburg), im Englischen spatter cones, im Deutschen "Schweißschlackenkegel".
Von der Reihe von Schlackenkegeln, die sich zuerst entlang der Spalte gebildet hatte, waren zunächst zwei Schlackenkegeln übrig geblieben. Wie sich der Ausbruch die ersten 10 Tage entwickelt hat, kann anhand der Webcam des isländischen Fernsehns nachvollzogen werden: Zeitraffer der Webcam 1.
Ein Video aus der ersten Nacht zeigte deutlich eine Kette von Lavafontänen entlang der Spalte.
Unzählige Menschen haben die neue Ausbruchsstelle schon besucht, so dass es viel Bildmaterial im Internet gibt. Dieser Ausbruch verläuft relativ ruhig, da es basaltisches Magma ist und beim Aufstieg kein Kontakt mit Wasser stattfindet. So bestehen vor Ort nur geringe Gefahren - aber ganz unkritisch ist eine Annäherung natürlich nicht.
Am 5. April hat sich unerwartet auf einer Anhöhe in Verlängerung der ersten Spalte ebenfalls ein Spaltenausbruch ereignet. Hier entstand ein neuer Schlackenkegel, aus dem ein Lavastrom ins Nachbartal (Meradalir) lief. Aufnahmen einer Drohne vom ersten Tag folgen der Lava von der neuen Ausbruchsstelle bis ins Tal: Video.
Danach sind weitere Spalten aufgegangen und haben Schlackenkegel gebildet - was es etwas unübersichtlich macht.
Webcams zeigen seit Beginn des Ausbruchs wechselnde Perspektiven.
Einen Überblick liefern 3D-Modelle, die in gewissen Abständen aktualisiert werden, hier ein frühes 3D-Modell.
(Die ursprünglichen Krater haben die auffälligste "Fahne".)
Nach ein paar Wochen begann eines der letzten Ausbruchszentren zu dominieren und alle anderen sind erloschen. Dieses Ausbruchszentrum fördert auch fünf Monate nach Beginn der Eruption in erheblichem Umfang Lava. Dabei hat sich seit längerer Zeit eine rhytmisch wechselnde Aktivität etabliert.
Die Lava ist bei gleicher Zusammensetzung mal Stricklava mit glatter oder faltiger Oberfläche, mal eine Lava mit krümelig-zerbrochener Oberfläche, mal sind es Zwischenformen. Dies hängt offensichtlich mit unterschiedlichen Temperaturen zusammen.
Auf dem Foto sieht man im Hintergrund den Krater mit ausgeworfener und ausfließender Lava. Im Vordergrund ist vorwärtskriechende Lava, die sich kaum eindeutig zuordnen lässt. Im Video wird dies noch deutlicher.
Neues vom Glauberg: Eis auf Lava
Der Glauberg ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Walter Gasche hat diese Aufnahme im Geotop "Lavaströme am Glauberg" gemacht.
Sie zeigt nicht nur besonders schöne Eiszapfen in der hinteren Wand, sondern auch dass hier das untere Gestein offensichtlich etwas wasserundurchlässiger ist und darüber Wasser gestaut und abgeleitet wird.
Es wäre interessant, ob auch bei dem Teich bzw. der Zisterne oben auf dem Plateau die Tiefe mit dem Wechsel der Lavaströme zu tun hat. Der obere Basalt der zu anderen Lavaströmen gehört, ist klüftiger als die unteren porenreichen Basalte der dünnflüssigen Lavaströme.
Ansonsten gibt es zum Glauberg noch zu berichten, dass der Glauberg zusammen mit der Heuneburg (Baden-Würtemberg) als Welterbe vorgeschlagen werden soll. Beide sind frühkeltische Fürstensitze, die zeigen, wie eng schon zur damaligen Zeit der europäische Austausch war. Ein Welterbestatus wäre natürlich eine besondere Auszeichnung für den Glauberg.
Mehr dazu:
Homepage Keltenwelt am Glauberg
Nochmal Kelten...
Vielleicht bietet es sich im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Welterbestatus an, auch die naturräumlichen Zusammenhänge der eisenzeitlichen Kultur der Kelten noch genauer in den Blick zu nehmen.
So ist die Form des Glaubergs als Tafelberg geologisch bedingt und das dort zu findende Gestein weist auch eine Besonderheit auf, die in der Eisenzeit erkannt wurde: Durch Porenreichtum lässt sich basaltische Lava zum Teil ähnlich wie Sandstein bearbeiten.
Nicht alle Basalte sind so porenreich. Allgemein überwiegt der porenarme Hatbasalt. Es sind im Vogelsberg die dünnlüssigen Lavaströme, wie sie am Glauberg zu finden sind, die besonders viele Poren besitzen. Diese Eigenschaft wurde genutzt, um Reib- und Mühlsteine herzustellen. So ist ein sehr schöner Reibstein-Unterlieger aus dem Schottener Heimatmuseum bald im Vulkaneum zu bewundern (Bericht folgt, wenn eine offizielle Vorstellung stattfindet). Der Form nach muss er von der Wende Hallstatt-/ Latène-Zeit stammen - also etwa aus der Zeit des Keltenfürsten am Glauberg.
Unser regionaler Buntsandstein wäre für die Herstellung von Reib- und Mühlsteinen übrigens zu "weich", d.h. er sandet zu sehr ab. Durch die Poren bleibt der Basalt außerdem beim Mehl-Mahlen "scharf", das heißt, wenn er sich abschleift, öffen sich neue Poren, die dafür sorgen, dass er auch weiterhin rauh ist und sich so gut Getreide mahlen lässt. Das ist eine Eigenschaft, für die auch ein Teil der Eifeler Basalte bekannt sind. Dort wird für das "Mühlsteinrevier", das seit der Eisenzeit genutzt wurde, übrigens auch gerade ein Welterbeantrag vorbereitet.
Aufschluss Bad Salzhausen 2021
Diese Baugrube in Bad Salzhausen zeigt ein Stück der vulkanischen Vergangenheit des Vogelsbergs.
Interessierte bitten wir, den vorhandene Bauzaun zu respektieren oder vorab eine Erlaubnis zum Betreten einzuholen.
Was leicht nachvollziehbar ist, lässt sich aber auch aus der Ferne gut erkennen:
Links in Bild ist ein Lavastrom zu sehen, der zu Basalt erkaltet ist.
Während er noch geflossen ist, war er über 1000° C heiß und hat den darunterliegenden Tuff rot gebrannt, wie dies auch mit Töpferware in einem Brennofen passiert.
Tuffe sind verfestigte vulkanische Aschen, die bei Ausbrüchen ausgeworfen wurden. Die Tuffe im Bild sind geschichtet und relativ feinkörnig.
Sie sind Ausbrüchen zuzuordnen, die durch das Zusammentreffen von Magma mit Wasser sehr explosiv waren. Solche Ausbrüche hinterlassen tiefe Sprengrichter. Diese werden nach den Maaren der Eifel weltweit als Maare bezeichnet. Dort, wo die Tuffe mehr Abstand zu dem Lavastrom haben und nicht gebrannt wurden (geologischer Begriff ist gefrittet), sind sie hellbraun-beige verwittert.
Es muss hier relativ nah ein Maar-Vulkan ausgebrochen sein, der einen Tuffring gebildet hat.
Nicht lange danach ist ein Lavastrom, dessen Ursprung wir nicht kennen, an dem Tuffring vorbei geflossen.
Weiter rechts (nicht mehr im Bild) sind die Tuffe ungeschichtet und mit Basaltblöcken durchsetzt, wie dies auch im Inneren von Maar-Kratern der Fall sein kann. Dieses Material ist ebenfalls stark verwittert und wirkt weitgehend chaotisch. Ob wir hier tatsächlich schon den Maarkrater vor uns haben, ist nicht sicher. Es ist auch in Diskussion, dass es durch Bewegungen der Erdkruste zu einer Durchmischung des vulkanischen Materials gekommen ist. In Bad Salzhausen muss es sehr starke Bewegungen gegeben haben, was sich anhand der geologischen Karte nachvollziehen lässt. Die Salzquellen im unteren Kurpark stehen damit in Zusammenhang.
Eine Darstellung zur Geologie von Bad Salzhausen und seinen Quellen ist in einem Artikel von Thomas Kirnbauer zu finden:
Jahresberichte der Wetterauischen Gesellschaft 2012 (ab S. 173)
Dieser Aufschluss ist bereits mit Erlaubnis der Besitzer mit vielen Fotos und einigen Gesteinsproben dokumentiert.
Eine genauere Darstellung wird vorbereitet.
Falls die Entwicklung der Corona-Pandemie es zulässt und die Baustelle dann zugänglich ist, würden wir versuchen, eine Erlaubnis für Begehungen in kleinen Gruppen zu bekommen.
Nebenbei: Bei Bad Salzhausen liegt auch der Bergwerksteich (siehe Geo-Adventskalender), der durch Setzungen im Zuge des früheren Abbaus entstanden ist. Hier wurden Braunkohlen aus der Zeit des Vogelsberg-Vulkanismus abgebaut, die zeigen, dass hier vor ca. 15 Millionen Jahren schon einem ein kleiner See gewesen sein muss. Bei einem See, der in einem Vulkangebiet liegt, ist relativ wahrscheinlich, dass es sich um ein Maar handelt. Die Schichtung der Tuffe in der Baugrube hat allerdings in eine andere Ausrichtung, so dass sie nicht zu einem Ausbruchszentrum im Bereich des heutigen Bergwerksteich passen. Das müsste also ein anderes Maar sein.
Geotop des Monats Januar 2021
Die DGGV hat die Felsen der "Wilden Saudeck" am Rehberg zum Geotop des Monats gemacht.
Diese Felsen und ihre geologische Geschichte haben wir auch schon im Begleitheft zu unserer Ausstellung "Wo gibt's denn hier Vulkane?" näher vorgestellt - insbesondere den explosiven Teil ihrer Geschichte, der wohl das Spannenste hier ist.
Die DGGV benennt den "Kern" des Rehbergs petrographisch richtig als Basanit, während wir ihn mit Basalt bezeichnet haben. Ohne mikroskopische oder geochemische Untersuchungen lassen sich diese beiden Gesteinsarten allerdings ohnehin nicht trennen und ein großer Teil des Vogelsberg-Basalts ist genaugenommen Basanit, ohne dass das immer unterschieden wird...
Leben auf Basalt
Jetzt im Winter ist "die Zeit" vieler Moose und Flechten. Von den meisten Menschen unbemerkt wachsen sie auf Mauern, Felsen oder zum Beispiel auf Baumrinde - Standorte, die nicht von höher organisierten Gefäßpflanzen besiedelt werden. Hier nutzen sie ökologische Nischen, die für andere zu trocken sind. Wenn es im Winter dann feuchtere Phasen gibt, legen sie erst richtig los - egal wie trüb und ungemütlich das Wetter ist!
Hier auf ein paar Böcken am Wegrand ist eine ganz bestimmte Art von Moos zu finden.
Das Hedwigsmoos ist ein typisches Moos auf Basaltblöcken des Vogelsbergs. Es wächst sonnig bis halbschattig in lockeren Polstern. Mit den Glasspitzen an den Blättchen reflektiert es teilweise das Sonnenlicht und sorgt so dafür, dass es weniger schnell austrocknet und damit länger biologisch aktiv bleiben kann (Photosysnthese betreiben). Wenn es doch austrocknet, schadet es ihm aber nicht, denn wie viele andere Laubmoose, stirbt es dadurch nicht ab - im Gegensatz zu den höher organisierten Gefäßpflanzen. Wenn es trocken wird, legt das Moos nur die Blättchen an, die hier im Bild unten weit abgespreizt werden und statt der grünen Farbe erscheint es dann eher grau.
Manchmal bildet das Hedwigsmoos zur Vermehrung Kapseln, die die Sporen enthalten, aus denen neue Moospflanzen wachsen können. Die Kapseln sind empfindlich gegen Austrocknen und wachsen deshalb im Winterhalbjahr. Sie sind klein, ungestielt und kugelig, was für unsere Laubmoose ungewöhnlich ist. An diesem Standort waren leider keine Kapseln zu finden.
Moose und Flechten bieten wiederum vielen Kleinlebewesen ein Mikro-Biotop, das aus ihrer Perspektive eine eigene Welt darstellen muss. Durch Verlust von Blöcken im Offenland (Beseitigung, Verschattung) ist das Hedwigsmoos und damit auch der Lebensraum, den es bietet, im Rückgang begriffen. Es gilt je nach Region bereits als gefährdet.